Karibu!

Nun finden wir endlich Zeit mal wieder was von uns hören zu lassen. Wir haben in den letzten eineinhalb Wochen nämlich fast durchgehend gearbeitet. Die Schichten waren häufig streng und nicht selten geburtenreich. Teilweise arbeiten wir 24 Stunden am Stück, wobei die Arbeit nicht vergleichbar ist mir der in der Schweiz. Da die meisten Mitarbeiter auf dem Gelände des Geburtshauses wohnen, gibt es keine Trennung zwischen Arbeit und Privatem. Mit unserer Ankunft wurde das sehr geschwächte Hebammenteam von zwei einheimische Hebammen durch uns gestärkt und wir wurden intensiv eingesetzt. Vor ein paar Tagen kam dann glücklicherweise noch eine weitere einheimische Hebamme dazu.

Unsere Arbeit macht es unter anderem so intensiv, dass viele schwangere Frauen aufgrund der Regensaison an Malaria erkranken. Und das oft nicht nur ein Mal in der Schwangerschaft! In der Regel betreuen wir deswegen 1-3 stationär bei uns für 48 Stunden. Das gefährliche an Malaria in der Schwangerschaft ist es, dass die Frauen an extrem starken Schmerzen leiden, die sich wie Wehen äussern. Hinzu kommen Kopfschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen, Husten und allgemeines Unwohlsein. Deshalb muss bei jeder Frau, die mit Wehen kommt, genau darauf geachtet werden, ob es wirklich ein Geburtsbeginn ist oder doch eine Malariaerkrankung. Die starken Schmerzen und der Ausnahmezustand des Körpers können zu vorzeitigen Wehen und Frühgeburtlichkeit führen. Man kann die Frauen mit zwei verschieden Möglichkeiten behandeln - entweder eine 3 tägige Tabletteneinnahme oder eine dreimalige Infusion über 48h. Häufig schlägt die Tabletteneinnahme in der Schwangerschaft nicht an, weshalb die Frauen nicht selten stationär aufgenommen werden müssen und intensiv überwacht werden. Die Schwierigkeit bei Malaria ist es, dass die Krankheit die Plazenta durchdringen und auf das Kind übergehen kann. Deshalb muss möglichst schnell gehandelt werden, um Mutter und Kind best möglichst zu heilen. Zusätzlich zu dem Medikament, benötigen die Frauen Flüssigkeitszufuhr und Schmerzmittel, welchen den Zustand häufig schnell verbessern.

Zu unseren geburtenreichen Diensten können wir sagen, dass wir noch keine Frau unter Geburt ins Spital, welches eine Stunde entfernt ist, verlegen mussen. Zum Glück ging bis jetzt immer alles gut aus, auch wenn nicht jeder Start für das Neugeborene oder die Mutter einfach war. Anders wie man es aus dem Spital kennt, wo es für jedes Problem eine Fachrichtung gibt, decken hier alles die Hebammen ab. Es fängt an bei der Reanimation des Babys, geht über die Naht der Geburtsverletzung und hört auf bei der Beratung der Verhütungsmethode. Es ist hier keine Seltenheit, dass eine 17 Jährige ihr erstes Kind oder eine 35 jährige Frau ihr 7 Kind erwartet. All diese aussergewöhnlichen Situationen beschäftigen uns auch noch Stunden oder Tage, da das auch für uns keine Normalität ist. Umso glücklicher sind wir, dass wir bis jetzt immer als Team uns gegenseitig unterstützen und helfen konnten.

Kassiopeia hatte zudem die Möglichkeit diese Woche mit den Traditional Midwives in den Busch mitzugehen. Fast täglich besuchen sie entlegene Dörfer und Gegenden und bieten den dort lebenden Schwangeren ihre monantlichen Vorsorgen an. So müssens sie nicht den weiten weg zu uns ins Geburthaus auf sich nehmen. Dieses Angebot wird zahlreich genutzt und es findet jedes Mal ein reger Austausch zwischen den Frauen statt, während man auf die Kontrolle wartet. Die Untersuchung ist fast die gleiche wie bei uns, nur mit noch einfacheren Mitteln. Das Schöne bei den Ausfahrten, ist es, dass man die Gegend abseits der grossen Strasse kennenlernt. Das Traurige hingegen, sind die Schicksalsschläge der einzelnen Frauen, die man so hautnah miterlebt.

Ein grosses Highlight der Woche war die Geburt von Oloya’s Frau Naume. Oloya ist unser Fahrer, der die Frauen mit seinem Boda Boda (Motorrad) vor und nach der Geburt chauffiert. Unter anderem ist er einer der wenigen der einen Führerschein besitzt und somit die Frauen und ihre Kinder im Notfall ins Spital fahren kann. Durch diesen wichtigen Job, ist es allen sehr am Herzen gelegen, dass ihr erstes gemeinsames Baby gut und gesund auf die Welt kommt. Schon bei unserer Ankuft wurde uns verkündet, dass man mit der Geburt auf uns gewartet hätte. Und so traf dies auch zu! Die Geburt war lange und betreuungsintensiv, jeder vom Geburtshaus versuchte Naume mit Besuchen und Aufmunterungen zu unterstützen, was für unsere Verhältnisse doch etwas zu gut gemeint war. In der Endphase der Geburt haben sage und schreibe 10 Personen beigewohnt und jeder musste noch seinen Senf dazu geben. Es kostete uns einige Nerven, da nicht jeder Tipp medizinisch förderlich war und es durch das Gewusel laut und hektisch wurde in diesem kleinen Raum. Umso glücklicher und freudiger waren wir alle, als der prächtige Junge das Licht der Welt am internationalen Hebammentag erblickte und stolze 4.5 Kilo auf die Waage brachte. Dieses Körpermass kostete uns dann auch noch eine Stunde Naht und weitere Nerven. Wir sind aber sehr froh, dass alles gut gegangen ist bei diesem Gewicht und da in uns auch grosse Hoffnungen gesetzt worden sind.

Wir freuen uns, euch mehr zu erzählen, falls das Internet dann auch mitspielt.

Liebste Grüsse aus der Sonne!